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Sagen aus dem Harz
zur Inspiration
Offline Hexenrat
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Oberbürgermeister
Kurzbeschreibung
Spieler
Team

#1


Ihr findet hier eine kleine Auswahl an Sagen aus dem Harz. Es werden nach und nach weitere folgen und sie sollen euch zur Inspiration dienen. Aus der Sage von der Rosstrappe ist schon ein interessanter Charakter entstanden. Wer weiß, vielleicht habt ihr noch mehr Ideen?


Die Walpurgisnacht


zurück
»Die Hexen zu dem Brocken ziehn, Die Stoppel ist gelb, die Saat ist grün. Dort sammelt sich der große Hauf, Herr Urian sitzt obenauf. So geht es über Stein und Stock. Es furzt die Hexe, es stinkt der Bock.«

Seit Jahrhunderten erzählt man sich, dass in der letzten Aprilnacht auf dem Brocken, auch Blocksberg genannt, ein schauerliches Spektakel stattfindet. In dieser Nacht treffen sich alle Hexen auf dem Gipfel dieses Berges zu einem Hexensabbat, zu dem der Teufel regelmäßig einläd.
Die Hexen kämen auf Besenstielen, Schürhaken, ja sogar auf Butterfässern oder Ziegenböcken zum Brocken geritten und man behauptet, dass sie ihre Fluggeräte mit Flugsalbe eingerieben hätten, die aus dem Fett gekochter Kinder hergestellt würde.

Der Sage nach versammeln sich alle Hexen um ein großes Feuer und der Teufel „predigt“ von der Teufelskanzel, einer Felsformation, die in der Nähe des Brockenhauses liegt und soll dabei über Gott, seine Engel lästern und die Hexen in höllischen Dingen unterrichten, bevor sich alle Hexen um den Hexenaltar knien, um vom Teufel mit Wasser aus dem Hexenwaschbecken „geweiht“ zu werden. Beim anschließenden großen Mahl, sollen Pferde gebraten werden, Kröten gesotten und Maikäfer geschmort.

Soviel zur Sage. Die Wirklichkeit sieht ein klein wenig anders aus und viele der schauerlichen Details wurden von Herrn Urian, dem Teufel persönlich, und seinen Hexen selbst im Umlauf gebracht. Warum? Einfach, um die Menschen davon abzuhalten, sich in der Walpurgisnacht dem Brocken zu nähern, denn wer möchte schon Zuschauer, wenn man nackt um die Feuer tanzt, sich mit Pilzen, Kräutern und Alkohol berauscht und Dinge tut, an die ein anständiger Mensch nicht einmal denken würde. Nun ja, ganz so schlimm ist es nicht, denn eigentlich diente die Zusammenkunft in der Nacht zum ersten Mai dazu, den Winter aus dem Harz zu treiben. Der Brocken mit seinem alpinen Klima ist im April oft noch mit Schnee bedeckt, da muss man sich schon etwas anstrengen, um diesen endgültig zu vertreiben.
Seitdem allerdings das Brockenhotel wieder eröffnet hat, finden keine Sabbate mehr in der Walpurgisnacht statt. Es gibt nichts Störenderes als nervige Touristen, die mit ihren Kameras die Stimmung zerstören oder sich über den Lärm und den Gestank des Feuers beschweren.

Der Venetianer


zurück
Vor Zeiten lebte in Lautenthal ein armer Bergmann, der war aber reich an Kindern. Alle acht waren wie die Orgelpfeifen, dabei in Lumpen gekleidet und oft hatten sie nichts zu beißen.
Der Vater gab sich viel Mühe um das tägliche Brot, er schämte sich keiner Arbeit, war fleißig und er tat alles, solange es nur recht und ehrlich war. Und wenn er auch mit Frau und Kindern hungern musste, Unrecht tat er nicht.
Einmal, im Frühjahr holte er Äste von Hainbuchen um sie später zu verkaufen. Doch als er im Wald war und sich zwei Bunde zusammen gebunden hatte, da wurde er müde. Im Schatten, unter einem Baum, schlief er ein, bis er schließlich von einem Fremden geweckt wurde, der ganz freundlich fragte, wie es ihm gehe.
Der Bergmann wollte erst nicht recht mit der Sprache heraus rücken, doch der Fremde fragte so freundlich, dass er schließlich doch erzählte. Für seine Frau und die acht Kinder müsse er sorgen, es sei eine schlimme Zeit und wenig zu verdienen, da könnte sich der andere vielleicht vorstellen, wie es ihm ging, mit seinen vielen Sorgen.
Der Fremde sagte: "wenn du mir vertrauen willst, dann kann ich dir helfen und du bist mit einem Mal alle Sorgen los". Der Bergmann meinte, dass er gerne alles tun würde um von den Sorgen und dem Elend weg zu kommen, aber nichts, dass nichts, dass unrecht wäre. Da schüttelte der Fremde lächelnd den Kopf und versicherte, dass er es nur gut mit dem Mann meinte, einzig vertrauen müsse dieser ihm. Darauf ließ der Bergmann sich ein, auch wenn er schon erstaunt war, als der Fremde ihn hieß, sich wieder schlafen zu legen.

Wie lange er diesmal geschlafen hatte, wusste der Bergmann nicht zu sagen, aber als er wieder aufwachte, da lag er auf einem Bett von Samt und Seide, in der Stube standen an den Wänden die schönsten Möbel aus Holz und mit Samt überzogen, die hübschesten Spiegel hingen an den Wänden in Goldrahmen, ebenso auch große, mannshohe Bilder.
An der Tür standen zwei Diener in Kleidern, die von Gold und Silber starrten, und die gewartet hatten, dass er aufwacht.
Wie nun der Bergmann seine Augen aufgeschlagen hatte und sich über die Pracht und über alles, was er da sieht, wundert, da treten die Diener ans Bett und fragen, ob der Herr gut geschlafen hätte. "Oh ja" sagte der Bergmann, "aber wo bin ich denn?"
Vom Diener erfuhr er, dass er in Venedig war und der Herr, sein fremder Gönner, ihm bald schon alles erklären würde. Bis dahin würden die Diener ihm bei allem zur Hand gehen. Und so geschah es auch. Als der Bergmann aus dem Bett stieg und sich seine Kleidung anziehen wollte, war sie fort und stattdessen lag die Kleidung eines Edelmannes für ihn bereit. Ein heißes Bad erwartete ihn und ein Barbier, der ihn rasierte und ihm das Haar schnitt, und als er damit fertig war, da warteten schon die erlesensten Speisen und Getränke auf ihn.

Noch nie zuvor hatte der Bergmann so gut und so viel gegessen, doch kurz bevor er schier platzen kann, da öffnete sich die Tür, und der Fremde trat auf den Bergmann zu, er reichte ihm die Hand und erkundigte sich wieder aufs freundlichste, wie es ihm denn jetzt ginge, und ob es ihm hier gefiele.
Da bedankte sich der Bergmann sehr herzlich für alles, sagte aber, dass er seine Frau und die Kinder vermissen würde. Und auch, dass er immer noch nicht so recht wisse, wie er zu so viel Güte und Freundlichkeit gekommen sein und was denn der dafür zu entrichtende Preis wäre.
Da lächelte der Herr wieder und sprach "ich will dich beglücken, wenn du mir vertraust. Doch will ich dir gleich beweisen, dass ich dich schon lange gekannt habe, dass ich von deiner Vergangenheit, deiner Gegenwart und dass ich deine Zukunft weiß. Tritt vor diesen Spiegel, darin wirst du sehen, wie es dir gegangen ist."
Als der Bergmann davor stand, sah er sich, wie er seine jetzige Frau als Mädchen fragt, ob sie seine Braut werden wolle; dann, wie er sie als Braut in die Kirche führte und Hochzeit hatte, und noch manches andere, was er schon längst vergessen hatte, woran er aber gleich wieder denken musste, und was ihm auch gleich einfiel.
Vor Verwunderung konnte er kein Wort sprechen, da führte ihn der Herr zum zweiten Spiegel. Jetzt sah er, wie seine Frau und Kinder zu Haus weinen, jammern und wehklagen um ihn, denn sie dachten, er ist tot. Das machte den Vater weichherzig, und die Tränen purzelten ihm über die Wangen.
Zuletzt musste er noch vor einen dritten Spiegel treten. Hier sah er, wie er mit seiner Familie im großen Wohlstand lebt, dann aber auch, wie er durch Habsucht wieder in Armut zurücksinkt.

"Sieh", sagte der Venetier, "das letzte wird nicht geschehen, wenn du mir folgen willst. Willst du noch länger hier bleiben, so steht es dir frei, willst du aber nach Haus, so kann das auch geschehen."
"Ach ja", antwortete der Bergmann, "ich will den Meinigen zu Hilfe kommen, ich kann nicht so lange das Elend ansehen, in dem sie sind. Sag nur, teurer Gönner, wie kann ich helfen?".
Darauf bekam er zur Antwort: "wenn du nach Haus kommst, so grabe unter dem Baum, der in deinem Garten steht, ein Loch, zwei Fuß tief, bei Nacht, zwischen elf und zwölf Uhr. Dann wirst du darin eine gelbe Erde finden, davon drücke dir jedes mal zwei Kugeln, so groß, dass du sie mit beiden Händen umspannen kannst und trage sie nach Goslar und verkaufe sie an den Goldschmied. Du darfst aber nicht mehr, als die Woche zwei Mal zwei Kugeln machen und verkaufen. Machst und verkaufst du mehr, so ist’s dein Unglück. Sieh, hier will ich dir auch noch etwas machen, das dir gleich auf die Beine hilft. Hier habe ich eine Erdart und da mehrere Flüssigkeiten, wenn ich davon etwas auf deine Erde gieße, nur ein paar Tropfen, und drehe dann in der Hand Kügelchen davon, so entstehen die schönsten Edelsteine."
Er probierte es und gab die so gemachten Edelsteine, die leuchteten wie die Sonne, dem Bergmann zum Andenken und sagte, "wenn du nach Goslar kommst, so bekommst du schweres Geld dafür". Der Bergmann bedankte sich mit Tränen im Auge aufs Herzlichste dafür, wickelte sie sorgfältig ein und steckte sie in die Tasche.
Nun sprach der Venetianer, "komm lass uns noch ein wenig spazieren gehen. Du musst doch auch sehen, wie es in Venedig ist". Des Abends spät kamen sie erst wieder nach Haus, und der Bergmann wusste gar nicht mehr, was er alles Schönes und Herrliches gesehen hatte. Der Herr wünschte ihm gute Nacht, die Diener waren dem Bergmann beim Ausziehen wieder behilflich, er musste sich wieder in das schöne Bett legen, und war gleich vor übergroßer Müdigkeit eingeschlafen.

Als er am andern Morgen aufwachte, lag er wieder unter der Tanne. Erst meinte er, er hat geträumt, griff aber gleich in seine Tasche, da steckten aber die beiden Edelsteine, die der Venetianer ihm gemacht und geschenkt hatte. Nun packte er gleich seine Sachen und ging nach Goslar, verkaufte sie und bekam dafür schweres Geld. Und dann machte er, dass er damit nach Haus kommt.
Wie er in die Haustür trat, da stürzten ihm Frau und Kinder vor Freuden entgegen, hingen sich an seinen Hals, an seine Hände und Beine, dass er erst gar nicht zu Worte kommen konnte. Dann ging es ans Fragen, ob er auch Geld mitgebracht hätte, sie wären alle hungrig, fast am Verhungern. Der Bergmann lief gleich los und es wurde Brot und Fleisch gekauft und das erste Mal nach langer Zeit konnten sich Frau und Kinder satt essen. Des Abends ging der Bergmann zwischen elf und zwölf Uhr in den Garten und fand alles so, wie der Venetier es gesagt hatte.

Lange Jahre war der Bergmann folgsam und genügsam und wurde ein grundreicher Mann. Doch am Ende fuhr ihm der Geizteufel in den Kopf, er machte in einer Woche zum dritten Mal zwei Kugeln, und brachte sie nach Goslar. Als er mit voller Tasche zurückkam, da wurde er müde, und ob er wollte oder nicht, er musste sich unter eine Tanne legen und schlief ein. Da erschien ihm der Venetier, weckte ihn auf und sprach: "siehst du, jetzt wirst du wieder arm werden, wie du früher gewesen bist. Das hast du von deiner Habgier". Nach diesen Worten verschwand er, und so wie er gesagt hatte und wie es der Bergmann in dem Spiegel gesehen hatte, so ist es auch gekommen. Da war er am Ende wieder so bettelarm wie einst.


Die Rosstrappe


zurück
Vor langer, langer Zeit, noch bevor im Harz Menschen lebten, sollen im Harz gewaltige und furchterregende Riesen gelebt haben. Der König dieses Volkes hatte eine wunderschöne Tochter namens Brunhilde, die es liebte mit ihrem stattlichen, weißen Zelter; einem wahrhaft riesenhaften Pferd; zu jagen.
Bodo, ein Riese und wackerer Ritter aus dem Böhmerwald, verliebte sich in die bildschöne Königstochter, als er selbst eines Tages im Wald unterwegs war, um zu jagen. So bat er den König um die Hand seiner Tochter, doch lehnte er ab, da Brunhilde die Gefühle Bodos nicht im Geringsten erwiderte.
Da sann Bodo auf Rache, er wollte die Prinzessin für sich, sie in seine Gewalt bringen und jagte sie kreuz und quer durch das Gebirge, und am Hexentanzplatz hatte Bode die schöne Königstochter fast eingeholt.
Das Hufgetrappel und das Schnauben seines Rappen verrieten Brunhilde aber, dass Bodo sie fast eingeholt hatte. Brunhilde, den Riesen im Nacken, gab ihrem Pferd entschlossen die Sporen und mit aller Kraft drückte Brunhilde ihrem Zelter die Sporen in die Weichteile. Sie sprang mit ihrem Zelter weit über den furchtbaren Abgrund, und das tosende Wasser im Talhinweg, bis auf den gegenüberliegenden Felsen. Bei ihrem waghalsigen Sprung über die tiefe Felsschlucht verlor die Prinzessin aber ihre schwere goldene Krone.
Auf dem, dem Hexentanzplatz gegenüberliegenden Felsvorsprung, landete der schwere Zelter samt der Prinzessin auf seinem Rücken, so dass sich der Huf des Pferdes tief in das Gestein eingrub.
Der Riesen-Ritter Bodo aber war mitsamt seinem Pferd zu schwer für diesen Sprung, beide stürzten in das Wasser des Gebirgsflusses, welcher tief unten im Tal entlang fließt.
Zur Strafe in einen schwarzen Hund verwandelt bewacht Bodo bis auf den heutigen Tag im dortigen Kronensumpf, der tiefsten Stelle im Fluss, die Krone der Prinzessin.
Der Felsen, auf dem der Zelter Brunhildes landete, erhielt später den Namen 'Roßtrappe', wo noch in unseren Tagen der Abdruck des Hufeisens bestaunt werden kann.
Der reißende Fluss wird seither nach dem Riesen Bodo als 'Bode' benannt.
Viele Taucher haben seitdem versucht, diese wertvolle goldene Krone aus dem Fluss zu bergen, doch keinem ist dies jemals gelungen. Stets war die Krone zu schwer und kaum an die Oberfläche gebracht, versank sie auch schon wieder in den Fluten. Wer dieses Zeichen nicht als Warnung verstand und zum dritten Mal nach der Krone der Prinzessin Brunhilde tauchte, wurde von Bodo in der Tiefe zerrissen und zu Tode gebracht.

Soweit geht die alte Mähr, vielleicht aber weiß Bodo ja mehr - und die Wahrheit darüber zu erzählen?



Die Strafe


zurück

Vor vielen Jahren lebte im Harz ein großer und starker Mann, der in einer Höhle seine Wohnung hatte. Rauben und Stehlen war sein Handwerk, Mord und Brand seine Lust. Lange Zeit hat er es so getrieben, ohne dass er irgendwie daran gehindert worden wäre. Es hat aber alles seine Zeit, und so sollten die bösen Taten dieses Menschen auch aufhören.
Einst, als er auf einen Raubzug gegangen war und nichts ergattert hatte, wollte er wieder in seine Höhle zurückgehen. Da stand mit einem Male ein kleines, freundliches Männlein vor ihm, das Kleidung trug, die über und über mit Gold und Silber bestickt war.
Der Räuber ging dem Kleinen mit seinem Spieße zu Leibe, und trotz alles Bittens und Flehens von dem Männlein stieß er ihn nieder.
Kaum aber lag das Männlein hilflos auf dem Boden, stand ein grimmiger Hirsch vor dem Bösewicht, und eh dieser sich besinnen konnte, nahm er ihn schon auf seine langen Hörner, eilt mit ihm auf einen hohen Berg und warf ihn von einem vorspringenden Felsen hinab, dass der Böse sich beide Beine brach und nun nicht mehr von der Stelle kam. In solch trostloser Lage musste er einen schrecklichen und schmachvollen Hungertod sterben, und die Raben haben dann sein Fleisch verzehrt.
(nach August Ey)


Das Wildemänner-Geld


zurück

Eine Frau in Wildemann nahm ihr kleines Mädchen an die Hand, die Stricke auf den Arm und wollte trockene Äste aus dem Wald holen. Sie kamen dort hin, wo trockenes Holz war, die Frau legte die Stricke ab, das Kind setzte sich dabei, und die Mutter suchte Äste.
Aus Langeweile nahm das Kind ein Ästchen und grub damit in die Erde hinein.
Da kam zuerst ein Zweimariengroschenstück, dann ein Viergroschenstück, dann ein Ortsthaler zum Vorschein und in seiner Freude grub es immer weiter, bis seine Mutter kam.
Die Mutter stand neben ihrer Tochter und wunderte sich über die Arbeit und das Glück des Kindes, sagte aber kein Wort, weil sie wusste, was das Sprechen dabei für Folgen hatte.
Da erblickte das Kind seine Mutter und sagte ganz glücklich: "Schau, Mutter wie viel Geld ich gefunden hab".
Sie zählten es und es waren vier Thaler und vierundzwanzig Groschen. Nun gruben sie zu Zweit noch weiter und tiefer, haben aber keinen Pfennig mehr gefunden.
(nach August Ey)


Der Hackeklotz


zurück


Es war, vor gar nicht allzu langer Zeit, ein Handwerksbursche, der zwar arm, dabei aber höllisch dreist war, und der kam in eine Stadt, in der sollte der neue Herzog gekrönt werden. Viele Leute wollten das sehen und die Stadt war deshalb vollgestopft von Menschen; in keiner Herberge war auch nur ein einziger Platz übrig.
Unser Handwerker ging von einem Wirtshaus zum nächsten, aber in keinem einzigen konnte er eine Unterkunft finden. Nach einem langen Tag und vielen Schritten, die ihm doch kein Nachtlager eingebracht hatte, wollte unser Handwerksbursche zu einer letzten Herberge hin, die ganz am Ende der Stadt lag. Viel Hoffnung hatte er aber nicht mehr auf ein Bett für die Nacht, weil er schon an so viele Türen ganz umsonst geklopft hatte, da begegnete ihm ein kleiner Mann, der sehr freundlich war und fragte, warum er so traurig wäre.
Der Handwerker sagte, er könne keine Herberge kriegen, alles wär so voll, dass ihn kein Wirt behalten wollte. Aber dort unten, vor dem Tor, da sollte wohl noch ein Wirtshaus sein, und da wollte er es ein letztes Mal versuchen, ein Obdach für die Nacht zu bekommen.
"Ach…", sprach der Mann, "das kannst Du ruhig sein lassen. Geh lieber mit mir, für ein gutes Abendbrot und auch eine gute Schlafstelle werde ich schon sorgen."
Und weil es das war, was der Handwerker sich ja eigentlich wünschte, da überlegte er, dass er morgen ja sowieso weiter seiner Wege ziehen wollte, und die bevorstehende Krönung, die interessierte ihn eh kaum, weil er davon sowieso nichts würde mitbekommen; und so ging er mit dem kleinen freundlichen Mann.
Wie die beiden nun so zusammen unterwegs waren, da sprach der Kleine "Morgen kannst du noch nicht wieder gehen, denn wenn Du willst, dann kannst du hier ein wunderschönes neues Haus ganz für umsonst kriegen".
"Das wird einem nicht immer geboten", sagte der Handwerksbursche, "an mir soll's nicht liegen, wenn's nichts wird".

So kamen sie miteinander in das Haus des kleinen Mannes. Dort wurde gleich auftragen, das Beste, was an Speisen zu haben war und auch Wein und Bier, so viel der Gast trinken will. Das tat der Handwerker natürlich auch und der freundliche kleine Mann erzählte ihm dabei, dass er draußen, vor dem Tor, ein wunderhübsches Haus stehen hätte, das hätte er von seiner alten Base geerbt. Das wäre so wundervoll inwendig und auswendig und läg' in einem Garten, der wäre wie ein Paradies. Das Schlimme daran aber wäre, dass Niemand des Nachts darin bleiben könnte, da es in dem Haus spukte. Des Abends und des Nachts wage sich Keiner hin, er selbst auch nicht. Und zuletzt fragte er den Handwerksburschen, ob der das Haus wohl erlösen könnte.
"Ach", sagte dieser, "das sind ja Narrenspossen, Spukerei gibt's nicht, und ein Erlösen ist nicht nötig. Das wird wohl Alles natürlich zugehn. Und überhaupt, wenn's da was gesetzt hätte, und hätte die Leute heraus gejagt, oder hätte ihnen einen Denkzettel gegeben, so wären das gewiss Spitzbuben, die das getan haben".
Das solle er nicht sagen, widersprach der kleine Mann, denn Manchen hätte es schon das Leben gekostet und jetzt ging Keiner des Nachts dahin, noch viel weniger ins Haus, aber wenn er, der Handwerksbursche, das tun wolle, und drei Nächte darin kampieren, so verspräch er ihm das Haus, wie es da wäre und mit allem, was dazu gehöre.
Sie schlugen ein und gaben sich die Hand darauf, der Handwerksbursche wollte gleich noch hin, der Alt solle ihn nur hinbringen. Der wollte aber nicht, und sprach: "Morgen, wenn's Tag wäre, wollen wir erst einmal mit einander hin und uns die Geschichte ansehen; dann müssen doch auch Sachen hingebracht werden, denn das Haus ist ganz leer, nicht einmal ein Stuhl ist darin".
Damit war der Handwerksbursche zufrieden und ging zu Bett und schlief wie ein Stein und träumte schon von dem schönen Haus, das er haben sollte.

Des Morgens darauf stand er auf, frühstückte mit seinem Gönner und danach gingen sie zu dem verwünschten Haus; denn verwünscht war es wirklich gewesen, wie sich nachher gezeigt hatte. Der kleine Mann schloss die Tür auf, sie gingen hinein, durch alle Stuben und Kammern unten und oben, in die Küche, Speisekammer und den Keller, auch den Stall gingen sie durch; es war aber alles leer, dabei alles gut und ordentlich eingerichtet. Als sie alles besehen hatten, suchte sich der Handwerksbursche eine Stube aus, obenauf, mit einer Tür. Der Raum war auch hübsch groß gewesen und dort sagte er zu dem Alten, ob er nun so gut sein wolle und für ihn ein Bett, einen Tisch und Stuhl, ein Licht und ein Buch herbringen zu lassen. Das Buch müsste aber gut gehen, damit ihm die Zeit nicht zu lange daure. Das wurde auch alles an dem Tag hingebracht, unterdessen blieb der Handwerksbursche, es ist ein Schneider gewesen, bei seinem Gönner und lebte den Tag kötenvergnügt und puppenlustig; sie gingen auch mit einander aus in die Wirtshäuser, und der kleine Mann ließ sich's ordentlich was kosten.

Des Abends, als sie auch erst gehörig vorgelegt hatten, und der Schneider hat sich dick stempel vollgegessen und getrunken, ging er hin zu dem verwünschten Haus, schloss auf und machte sich auf in sein Zimmer. Hier setzte er das Bett, den Tisch und den Stuhl mitten in die Stube, zog mit Kreide einen Kreis um die Sachen, schloss dann alle Türen zu, nämlich die Haustüren vorn und hinten, und ebenso die Tür zu seiner Stube.
Alles war ruhig im Haus, es ließ sich nichts hören und sehen darin. Als er nun alles noch einmal durchgegangen war, ob es in Ordnung ist, setzte er sich an seinen Tisch auf den Stuhl, mitten hinein in den Kreis, er holte sein Buch hervor und fing an zu lesen. Es war ein hübsches Buch gewesen, in dem er las und las bis es elf schlug.
Da hörte er auf einmal ein Gehen und Laufen draußen aus dem Vorsaal, die Treppen auf und nieder, als wenn die Bedienten recht eilig zu tun hätten, er hörte das Feuer in der Küche knädern und knacken, auch Kutschengerassel vor der Tür und im Hof, aber kein Wort; es ging alles so geheimnisvoll, so geisterhaft, so recht gespensterhaft. Das war ihm denn doch nicht einerlei, er blieb aber auf seinem Stuhl vor dem Tisch im Kreis sitzen und dachte, wenn's dir nur vom Halse bleibt!
Das dauerte so hin bis halb zwölf; da prellte es mit furchtbarem Gekrach gegen die Stubenthür, dass sie aufflog und dann kamen sieben Männer herein, einer hatte noch immer schlimmer ausgesehen, als der andere. Mit gefährlichen Prügeln in den Händen und sie stellten sich um den Kreis herum, in dem der Schneider saß. Alle glotzen ihn an, als wollten sie ihn durchbohren mit den Augen. Die Knüppel hatten sie hochgehoben, doch standen sie still und so blieben sie stehen bis es zwölf schlug. Mit dem letzten Schlag ging der letzte der Sieben zur Tür hinaus, und kaum war er draußen, da schlug die Tür auch wieder zu, und alles war so still, wie's vor elf gewesen ist.
Der Schneider brauchte eine Weile um sich von der Angst zu erholen, denn es hatte ihm an jedem Haar ein Tropfen Schweiß gehangen vor Angst, und er hatte natürlich auch gemeint, dass die sieben ihn totschlagen wollten. Doch als es halb eins wurde und alles ruhig blieb, da legte sich der Schneider erschöpft ins Bett und schlief wie ein Ratz. Des Morgens, kaum graute der Tag, da kam auch der kleine freundliche Mann und wollte sehen, ob er noch am Leben wäre. Als der an die Haustür klopfte, da guckte oben aus dem Fenster der Schneider froh und wohlgemut.
"Na, wie ging's diese Nacht?" wollte der Alte wissen und rief es von unten; "recht gut", erwiderte rufend der von oben. Nun wurde aufgeschlossen, der Schneider ging mit dem Kleinen nach Haus, wo tüchtig gefrühstückt wurde, und dabei fragte der Alte, was in der Nacht dem Schneider passiert wäre. Der Schneider sagte, er glaube, es wäre besser, wenn er nicht eher etwas davon sage, bis alles vorbei sei. Das hielt der Kleine auch für gut und so wurde nicht weiter danach gefragt und nichts davon gesagt. Der Schneider war ganz lustig und dacht so bei sich: du solltest es dir heute noch richtig gut gehen lassen, morgen lebst du vielleicht nicht mehr; denn gräulich ist die Geschichte doch!

Der Abend der zweiten Nacht kam heran und wieder ließ sein Gönner das Schönste und Beste auftragen, der Schneider griff tüchtig zu und um zehn ging er hin zu seinem Nachtquartier.
Diesmal war ihm aber doch etwas mehr Angst ums Herz. Er hatte es aber angefangen, nun wollte und musste er's auch vollenden.
Oben, auf seiner Stube, zog er noch einen neuen Kreis um den ersten mit Kreide, er steckte sein Licht an, holte sein Buch vor und setzte sich hin um zu lesen. Alles ging akkurat genauso, wie am gestrigen Abend. Die selben Geräusche, zur selben Zeit und auch der selbe Krach.
Nur, als diesmal die Tür aufsprang, da brachten vier Männer einen Sarg herein, sie nahmen den Deckel ab, setzten den dabei ab und traten zur Seite, so dass man sehen konnte, dass in dem Sarg ein wunderhübsches, totes Mädchen lag. Das Mädchen blieb liegen bis Dreiviertel Zwölf, dann richtete es sich im Sarg auf, sah den Schneider so freundlich an, als wenn sie sagen wollte: bitte erlöse mich doch und sie streckte die Hände nach ihm aus.
Der Schneider aber blieb ruhig sitzen und sah das arme Mädchen an. Keiner sagte ein Wort, er nicht, das Mädchen nicht, und auch die vier Sargträger nicht. Als die Turmuhr zwölf schlug, legte sich das Mädchen wieder im Sarg zurecht, die Vier legten den Deckel auf den Sarg und gingen damit zur Tür hinaus. Da schlug die Tür von selbst zu, dass das ganze Haus bebte und dann war Alles still. Das Erlebte aber war dem Schneider nicht so fürchterlich gewesen, wie der Abend davor. Er hatte das arme Mädchen bedauert, sich aber nicht geängstigt, deshalb ließ er aber doch das Licht brennen und legte sich zu Bett. Natürlich schlief er wieder, wie ein Stein.

Des Morgens holte ihn sein Freund, der Alte, wieder ab, und wunderte sich nicht wenig, dass der Schneider noch lebte; denn nach der zweiten Nacht sind die Vorigen, die der Alte schon in sein verfluchtes Haus gebeten hatte, meistens tot gewesen, falls sie sich überhaupt noch einmal in das Haus gewagt hatten.
Beim Frühstück, das ebenso reich und köstlich gewesen war, wie die anderen, fand der Alte es an der Zeit, dem Schneider noch einmal die Gefahren darzulegen, hatte er doch inzwischen so etwas wie Freundschaft zu dem Schneider geschlossen. So mahnte er diesen, denn zwei Nächte hätte er glücklich hinter sich gebracht, die dritte aber wär' die schlimmste, da wär' noch keiner davongekommen. Der Schneider, aber meinte auf die gut gemeinte Warnung nur, dass Niemand etwas täte, er hätte ein gutes Mittel, das wäre gegen Hölle und Teufel gut. Darauf wusste der Alte nichts zu erwidern, außer sein Versprechen noch einmal zu wiederholen. Wenn er, der Schneider, morgen früh noch lebe, so gehöre ihm das Haus.

Nun gut, der dritte Tag ging auch hin, und dem Schneider war doch nicht ganz so wohlgemut, als es anfing, dunkel zu werden. Das schöne Abendessen wollte diesmal nicht rutschen, das Bier und der Wein schmeckten schal. Trotzdem, um zehn reichte er seinem Gönner die Hand und sagte, "lebt wohl, wenn ich umkomme, so wisst ihr, dass ich nicht feige gewesen bin".
Damit ging der Schneider wieder zu dem verfluchten Haus, er zog einen dritten Kreidekreis um die beiden ersteren und setzte sich hinein. Und wieder ging alles so, wie die vorigen Abende.
Nur als die Tür aufsprang, da brachten zwei einen Hackeklotz und dann kamen noch ein alter Mann und eine alte Frau herein; die Frau hatte eine große, schwarze Katze unterm Arm, die immer fort wollte, aber nicht konnte, dann aber den Schneider mit ihren großen Augen anguckte, als wenn sie ihn zerreißen möchte. Der Mann hatte aber ein blankes, scharfes Hackebeil in der Hand und kam auf den Schneider zu.
Das wird arg, nun geht's dir an den Kragen, dachte der Schneider, und der Angstschweiß floss ihm von der Stirn, doch bewegte er sich nicht von seinem Platz. Und auch diesmal, wie sonst, blieb alles außerhalb der Kreise. Der Hackeklotz aber und der Mann mit dem Beil standen dicht neben ihm. Lange Zeit, so fühlte es sich an, passierte nichts weiter, endlich aber winkte ihm der Mann, er solle das Beil nehmen. Der Schneider überlegte: tust du's, oder tust du's nicht?! Lange ging er mit sich zu Rat, bis er endlich das Beil nahm und überlegte dass man ihn so wenigstens nicht damit totschlagen konnte.
Kaum hatte er es genommen, da fasste der Mann die schwarze Katze beim Kopf, die Frau fasste sie an den Hinterbeinen und zusammen legten sie das Tier auf den Hackeklotz. Die Katze wehrte sich, biss und kratzte, was das Zeug hielt, es half aber nichts, sie kam nicht los.
Da winkte der Mann dem Schneider, er sollte der Katze den Kopf abhacken. Und tatsächlich hob der Schneider das Beil und bautz! da lag der Kopf der Katze. In dem Augenblick war aber auch der Schneider vor Schreck zur Erde gestürzt, denn es war ihm gewesen, als wäre ihm auch der Kopf vom Rumpf geschlagen worden.

Wie er ein wenig später wieder zu sich kam, hört er dumpf ein Laufen und Rennen um sich, viele Leute standen um sein Bett. Er fühlte, dass der Arzt seine Hand hielt und den Puls untersuchte. Alles war dem armen Schneider ein einziges Wirrwarr, so kurios, und endlich schlug er die Augen auf.
Das erste, das er erblickte, war das hübsche Mädchen, das im Sarg gelegen hatte. Nun stand sie vor ihm und küsste seine Hand, nachher auch seine Stirn und sie nannte ihn ihren teuren Retter. Der alte Herr und die Dame waren auch da im Zimmer, Bediente standen an der Tür, und ein Doktor saß vor ihm am Bett und wünschte ihm Glück dazu, dass er wieder erwacht war.
Alles um ihn herum war verwandelt, alles erlöst. Das Haus war nun ein prächtiges Schloss und alles bewegte sich so, wie er es in den Nächten gehört hatte.
Das junge Mädchen war ein Edelfräulein, die Alten die Eltern von ihr. Kurz, alles war wieder so, wie vor der Verwünschung, die eine Hexe getan hatte und der nun durch den Schneider der Kopf abgehauen wurde.
Der kleine freundliche Mann kam danach auch ins Haus und freute sich, dass das Wagestück gelungen war, und er schenkte dem Schneider das Haus. Das junge Mädchen wurde seine Braut und nicht lange danach seine Frau. Aus dem Schneider ist ein reicher, vornehmer Edelmann geworden, der alle Tage in Kutschen und Karossen hat fahren können, und er war der glücklichste Mann gewesen, den es hat geben können. Auch hatte er die Alten bei sich behalten, bis sie gestorben sind, und natürlich ist der kleine freundliche Mann sein bester Freund geblieben bis an sein Ende. Das bringt der Mut zuwege.
(nach August Ey)



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Sagen aus dem Harz - von Hexenrat - 01.10.2020, 23:30

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